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Hydrographisch-chemische Zustandseinschätzung der Ostsee 1993

Die Temperaturen in der Oberflächenschicht und im Zwischenwasser der untersuchten Ostseeregionen wurden durch den milden Winter 1992/93 sowie das überdurchschnittlich warme Frühjahr und den deutlich zu kühlen Sommer 1993 geprägt.

Im Januar 1993 erfolgte ein Salzwassereinbruch mittlerer Stärke, der gegenüber früheren Ereignissen dieser Art einige Besonderheiten, wie den Anstieg des Wasserstandes in der Ostsee auf 70 cm über die mittlere Füllung in nur drei Wochen und den anschließenden erheblichen Rücktransport von Salz in die Beltsee, aufwies. Das salz- und sauerstoffreiche Wasser drang sehr schnell in die zentralen Ostseebecken vor. Erste Auswirkungen wurden bereits Anfang April im Gotlandtief nachgewiesen. Der Salzwassereinbruch unterbrach dort die seit 16 Jahren herrschende und bisher längste Stagnationsperiode.

Während der Umschichtung traten im Gotlandtief kurzfristige Fluktuationen zwischen oxischen und anoxischen Bedingungen auf, die durch die insgesamt nur geringe Zunahme des Salzgehalts begünstigt wurden und Pulsationen im Einstrom durch die Stolper Rinne widerspiegeln. Die meiste Zeit über blieb eine schwefelwasserstoffhaltige Zwischenschicht erhalten. Nur Anfang Juli 1993 wurden kurzzeitig in der gesamten Wassersäule oxische Bedingungen registriert. Zwischen der Sauerstoff-Schwefelwasserstoff-Verteilung und den Konzentrationen der anorganischen Phosphor- und Stickstoffverbindungen bestanden enge Korrelationen.

Im ersten Halbjahr 1993 herrschten die seit Ende 70er Jahre günstigsten Sauerstoffverhältnisse im Tiefenwasser der zentralen Ostsee, wobei nur im Fårötief anoxische Bedingungen erhalten blieben. Unter stagnierenden Bedingungen kam es in der zweiten Jahreshälfte zu einem deutlichen Rückgang des Sauerstoffgehalts im Bornholm- und Danziger Becken sowie zur erneuten Ausbreitung von Schwefelwasserstoff im Gotlandtief.

Die Winterkonzentrationen des Phosphats und Nitrats ordneten sich 1993 in die positiven Gesamttrends ein, die seit einigen Jahrzehnten in der Oberflächenschicht der eigentlichen Ostsee beobachtet werden. Als Besonderheit muß die ungewöhnlich lange Verarmung an Nährsalzen in der euphotischen Schicht der östlichen Gotlandsee hervorgehoben werden, die bis Mitte November 1993 vorhielt und auch durch extrem niedrige Silikatkonzentrationen gekennzeichnet war.

Vollständiger Bericht in:
Meereswiss. Ber. 7 (1994)
Nehring, Dietwart; Matthäus, Wolfgang; Lass, Hans-Ulrich; Nausch, Günther:
Hydrographisch-chemische Zustandseinschätzung der Ostsee 1993

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