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Biologische Zustandseinschätzung der Ostsee 1997

Die Ergebnisse der durch das Institut für Ostseeforschung (IOW) im Jahre 1997 durchgeführten biologischen Untersuchungen im Rahmen des HELCOM werden vorgestellt und diskutiert. Im einzelnen wurden Artenzusammensetzung und Abundanz bzw. Biomasse des Phyto- und Zooplanktons sowie des Makrozoobenthos von der westlichen Ostsee bis in die Gotlandsee im Jahresgang untersucht und in Beziehung zur bereits bestehenden 18-jährigen Datenreihe bzw. dem bisherigen Kenntnisstand gesetzt.

Die Frühjahrsblüte des Phytoplanktons begann 1997 in der Mecklenburger Bucht und der Arkonasee bereits Anfang bis Mitte März und bestand zuerst aus Kieselalgen, später zunehmend aus Dinoflagellaten. In der Bornholmsee und Gotlandsee fand die Frühjahrsblüte (Dinoflagellaten) im April/Mai statt. Im Sommer dominierten Cyanobakterien und diverse Flagellaten. Im September/Oktober kam es zu einer bisher in der Arkona- und Bornholmsee noch nicht beobachteten Dinoflagellatenblüte von Gymnodinium lohmannii. Anschließend nahm die Häufigkeit der Kieselalgen (Coscinodiscus granii) zu. In der Gotlandsee wurde keine Herbstblüte festgestellt.

Die saisonale Sukzession der pelagischen Algengruppen spiegelte sich auch in den Sinkstoffen wider. Allerdings konnten bislang nur die Sinktstoff-Fallen des Jahres 1996 ausgewertet werden. Es zeigte sich, daß neben der Frühjahrsblüte die Sedimentation der spätsommerlichen Cyanobakteriengemeinschaft für den vertikalen Partikelfluß quantitativ bedeutend war.

Trotz der zwischen 1979 und 1997 auf etwa demselben Niveau verharrenden Nährstoffkonzentrationen konnte zumindest in der eigentlichen Ostsee ein Anstieg in der Phytoplanktonbiomasse beobachtet werden. Der seit etwa 1990 abfallende Düngemittelverbrauch im Ostsee-Einzugsgebiet hat bisher zu keinen entsprechenden Reaktionen im Pelagial geführt. In der Artenzusammensetzung des Phytoplanktons konnte seit 1989 eine Abnahme von Kieselalgen während der Frühjahrsphase in der südlichen eigentlichen Ostsee bei gleichzeitiger Zunahme der Dinoflagellaten festgestellt werden, die nicht mit den Nährstoff-, sondern den winterlichen Temperaturbedingungen in Beziehung standen.

Im Mesozooplankton waren die Copepoden in allen untersuchten Seegebieten über das ganze Jahr hinweg die dominante Gruppe, außer im August 1997 in der Bornholmsee, wo die Bosminen (Cladocera) eine höhere Abundanz aufwiesen. Die relativen Abundanzwerte von Rotatorien und Cladoceren sind im Vergleich zu denen der Copepoden deutlich zurückgegangen, wenn ein Vergleich mit vergangenen Jahren gezogen wird. Der bisher beobachtete Trend der Zunahme von Rotatorien scheint gebrochen. Im August zeigten einige Zooplanktongruppen ungewöhnliche Werte, die möglicherweise auf die ungewöhnlich hohen Wassertemperaturen im August 1997 zurückzuführen sind.

Die Artenzahlen und die Abundanzen des Makrozoobenthos nahmen insbesondere auf den westlichen Stationen im Vergleich zu den vorherigen Jahren zu, wahrscheinlich wegen des zeitweisen Einstroms salz- und sauerstoffreichen Wassers. Es konnte sowohl das Wiederauftreten von zeitweise verschwundenen Arten als auch Vorkommen neuer Arten beobachtet werden. Das neue Auftreten von Astarte elliptica und Pontoporeia femorata an den westlichen Stationen deutet auf ein besseres Sauerstoffangebot hin. Bermerkenswert ist die starke Zunahme von Diastylis rathkei in der Beltsee.

Die Auswirkungen des Oder-Hochwassers vom Juli/August 1997 waren auf die Pommersche Bucht und die südliche Arkonasee begrenzt. Vor Usedom gab es Gebiete mit Bildung von Schwefelwasserstoff, der zum Absterben des Zoobenthos führte. Eine nachhaltige Störung des Ökosystems ist aber nicht zu erwarten.

Dr. Norbert Wasmund, Dr. Jürgen Alheit, Dr. Falk Pollehne, Dr. Herbert Siegel, Dr. Michael L. Zettler

Vollständiger Bericht in:
Meereswiss. Ber. 32 (1998)

Wasmund, Norbert; Alheit, Jürgen; Pollehne, Falk; Siegel, Herbert; Zettler, Michael L.:
Ergebnisse des Biologischen Monitorings der Ostsee im Jahr 1997 im Vergleich mit bisherigen Untersuchungen

Jährliche biologische Zustandseinschätzungen

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