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Biologische Zustandseinschätzung der Ostsee 2021

Im Jahr 2021 wurden auf 5 Monitoringausfahrten insgesamt 165 Phytoplanktonarten erfasst. Die durchschnittliche jährliche Phytoplanktonbiomasse lag mit 928 µg l-1 etwas höher als der 20-Jahres-Mittelwert. Die Frühjahrsblüte 2021 begann Anfang Februar in der südlichen und westlichen Ostsee und entwickelte sich mit etwa 1 - 2 Wochen Verzögerung Richtung Norden. Chlorophyll-a-(Chla)-Konzentrationen der Frühjahrsfahrten 2021 repräsentierten die ermittelte Phytoplanktonbiomasse nur bedingt, was auf einen großen Anteil von Nicht-Diatomeen oder mixotrophen Taxa, wie z.B. den fischgiftigen Raphidophyten Heterosigma akashiwo und den mixotrophen Ciliaten Mesodinium rubrum in der Kieler Bucht im Februar zurückzuführen ist. Zum Zeitpunkt der Ausfahrt im Mai war die Frühjahrsblüte in der südlichen Ostsee beendet, während Richtung Norden Chla- und Biomassewerte weiterhin zunahmen. Während der Sommerfahrt 2021 war das Phytoplankton zum größten Teil von Diatomeen dominiert, die in der südlichen Ostsee bis zu 90 % der Phytoplanktonbiomasse ausmachten. Diese erreichten hier Werte von bis zu 8000 µg l-1. In der zentralen Ostsee machten die zu dieser Zeit typischen fädigen und potentiell toxischen Cyanobakterien etwa die Hälfte der Gesamtphytoplanktonbiomasse aus – die hier jedoch nur etwa 5 % der im Südwesten ermittelten Werte erreichte. Auf der November-Ausfahrt 2021 war die Phytoplanktongemeinschaft im gesamten Untersuchungsgebiet von Diatomeen geprägt (80 - 90 % der Biomasse).

Maximale Zooplanktonabundanzen erreichten 2021 8.0 x 104 ind. m-3. Dies entspricht etwa 33 % des Langzeitmittels der Bestände seit 2000 und zeigt eine nur geringfügige Erholung der Zooplanktonbestände vom langjährigen Tiefpunkt an. Die seit 2010 bestehenden negativen Anomalien in der Langzeitserie verdeutlichen den abnehmenden Trend in der Abundanz innerhalb der letzen Dekade. Obwohl bei den Cladocera 2021 eine geringfügige Zunahme zu verzeichnen war, blieb deren Abundanz, wie auch die der Rotatorien, Copelata, cyclopoiden und calanoiden Copepoden und Polychaetenlarven erheblich unter dem Langzeitmittel. Ausschließlich Bivalven- und Gastropodenlarven erreichten Langzeitdurchschnittskonzentrationen. Cladocera dominierten die Artenzusammensetzung der Zooplanktongemeinschaften, was hauptsächlich auf eine (geringfügige) Erholung der Sommerbestände von Bosmina im Arkonabecken zurückzuführen war. Copepoden waren weiterhin abundant vertreten, jedoch war der Anteil des cyclopiden Copepoden Oithona spp. ungewöhnlich niedrig, was zur Dominanz calanoider Copepoden, insbesondere Acartia spp. führte. Rotatorien-Konzentrationen lagen 2021 insgesamt erheblich unter dem Langzeitdurchschnitt. Die saisonale Entwicklung begann 2021 relativ früh, so dass die Zooplanktonbestände ihr Maximum in der Beltsee bereits im Mai erreicht hatten.

Mit 124 Arten hatte das Makrozoobenthos 2021 eine mittlere Diversität im Vergleich zu den Vorjahren. Die Artenzahlen, die auf den 8 Monitoringstationen ermittelt wurden, lagen zwischen 20 und 67 Arten. In allen Regionen des Untersuchungsgebietes waren die Sauerstoffkonzentrationen 2021 höher als 2 ml l-1, so dass die durchgängig guten Sauerstoffbedingungen am Meeresboden im Untersuchungsgebiet zu einer Erholung der Makrozoobenthosbestände führten. Außer in der Mecklenburger Bucht, wo die Artenzahl 2021 abnahm, entsprach die Diversität den Werten der Vorjahre. Je nach Region reichten die ermittelten Abundanzen von 254 bis 7687 ind. m-2 und die entsprechenden Biomassen (aschefreie Trockenmasse) von 0,8 g m-2 bis 32 g m-2. Auf den 8 Benthos-Monitoringstationen wurden 15 Arten der Roten Liste (Deutschland, Kategorien 1,2,3 und G) beobachtet. Erstmals wurden die Langzeitdaten genutzt, um den Benthic Quality Index (BQI) und damit auch den ökologischen Zustand stationsweise zu berechnen. Die Hälfte der Stationen befand sich in den Jahren 2006 - 2021 in einem "guten" Zustand. Zwei Stationen sind im Laufe der Jahre überwiegend "schlecht" geworden, zwei weitere sind häufig in "gutem" Zustand, obwohl sie entsprechend der Schwellenwerte in der Summe aller relevanten Bewertungsjahre noch unter "schlecht" fallen. Insbesondere für die südliche Mecklenburger Bucht (OM18) ist ein negativer Trend im Vergleich der drei verschiedenen Bewertungszeiträume zu erkennen. Für die anderen Stationen und Seegebiete wurde kein Trend beobachtet. Unabhängig von den Bewertungszeiträumen, die für die alle 6 Jahre stattfindende MFSD-Bewertung herangezogen wurden, blieb die Bewertung relativ unverändert. Mit 6 beobachteten Arten war die Zahl der invasiven Benthosarten 2021, wie erwartet, niedrig. Hierbei handelte es sich um bekannte Arten der Vorjahre. Rhithropanopeus harrisii, ursprünglich aus Nordamerika, wird seit 2006 in geringen Dichten im Gebiet der Oderbank angetroffen. In der Pommerschen Bucht erreichten die spioniden Polychaeten Marenzelleria viridis und M. neglecta nennenswerte Abundanzen. Mya arenaria und Amphibalanus improvisus sind seit über 100 Jahren in der Fauna der Ostsee etabliert. Die Ascidie Molgula manhattensis, ein kryptischer Neozoa, wurde 2021 in der Kieler Bucht beobachtet.

Vollständiger Bericht in:
Meereswiss. Ber. 124 (2024)
Kremp, Anke; Dutz, Jörg; Zettler, Michael L.:
Biological assessment of the Baltic Sea 2021

Jährliche biologische Zustandseinschätzungen

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