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Biologische Zustandseinschätzung der Ostsee 2014

Die 1979 begonnene HELCOM-Datenreihe der Artenzusammensetzung und Biomasse bzw. Abundanz des Phyto- und Zooplanktons sowie des Makrozoobenthos im Gebiet von der Kieler Bucht zur östlichen Gotlandsee wurde im Jahre 2014 fortgesetzt.

Die Phytoplankton-Frühjahrsblüte muss in der Mecklenburger Bucht vom 20.2. bis 19.3.2014 stattgefunden haben und wurde in der Arkonasee Mitte März voll entwickelt angetroffen, dominiert von Skeletonema marinoi. Das starke Auftreten von Ceratium im Frühjahr ist überraschend. Die dominanten Arten im Mai waren Dictyocha speculum in der westlichen Ostsee und Mesodinium rubrum in der Arkonasee. Im Sommer trat in der westlichen Ostsee eine Kieselalgenblüte, aber keine Cyanobakterienblüte auf. Die Herbstblüte wurde nicht wie üblich von Ceratium tripos, sondern von C.fusus dominiert. Die im November 2014 gefundenen marinen Arten Noctiluca scintillans und Spatulodinium pseudonoctiluca zeigen einen Einstrom von Nordseewasser schon vor dem großen Einstromereignis vom Dezember 2014 an.

Die Chlorophyll-a-Konzentrationen zeigen ihr Maximum (10,35 mg m-3) zu Zeiten der Frühjahrsblüte Mitte März in der Arkonasee.

Die Sedimentation des organischen Materials im Arkonabecken zeigte im Frühjahr 2014 einen nur geringen, aber im 2.Halbjahr einen ansteigenden Partikelfluss, der als Artefakt aufgrund der Besiedlung der Falle mit Seepocken gewertet werden kann. Diese ungewöhnlich starke Besiedlung könnte mit dem Einstrom von Nordseewasser vom Februar und März 2014 erklärt werden. Die extrem hohen Sedimentationsraten von 3,0 mol C, 429 mmol N, 1,2  mol Si und 9,3 mmol P m-2 a-1 bei einem Massefluss von  293 g Trockenmasse m-2 a-1 können daher nicht mit den Daten aus den Vorjahren verglichen werden. Die Artendiversität sowohl der Diatomeen als auch der Dinoflagellaten blieb in ähnlich hohen Bereichen wie im Vorjahr.

Beim Zooplankton wurden in 2014 ausgeprägte Abundanz-Maxima während des Sommers in der Arkona- und Bornholsee gefunden. Diese gehen vor allem auf Bosmina spp. und ungewöhnlich hohe Vorkommen von Temora longicornis und Centropages hamatus zurück. In der Kieler und Mecklenburger Bucht dominierten Copepoden und Bivalvia-Larven; Paracalanus parvus löste dort Pseudocalanus spp. als häufigste Art ab. Polychaetenlarven oder Evadne nordmanni wiesen ein früheres zeitlichen Vorkommen auf, die Rotatorien waren im Gegensatz zu den Vorjahren hauptsächlich auf des Frühjahr beschränkt. Mit Evadne anonyx, die bisher nur in der östlichen Ostsee auftrat, wurde erstmals diese invasive Art in der Kieler Bucht nachgewiesen.

Mit insgesamt 117 ist die Artenzahl des Makrozoobenthos im Vergleich zu den Vorjahren als mittelmäßig zu bezeichnen. Anhaltender Sauerstoffmangel verursachte einen Arten- und Abundanzschwund in der Mecklenburger Bucht. In Abhängigkeit vom Seegebiet schwankten die Individuendichten zwischen 183 und 10.899 Ind./m² und die Biomasse zwischen 1,7 und 75,2 g AFTM/m². Die hohe Artenzahl von 24 und der ebenfalls hohe Salzgehalt von 22,1 psu im zentralen Arkonabecken zeigen einen Salzwassereinstrom bereits vor dem großen Einstrom an. An den 7 Monitoringstationen konnten insgesamt 14 Arten der Roten Liste nachgewiesen werden. Der Anteil an Neozoen war 2014 mit 4 Arten sehr gering.

Dr. Norbert Wasmund, Dr. Jörg Dutz, Dr. Falk Pollehne, Dr. Herbert Siegel, Dr. Michael L. Zettler

Vollständiger Bericht in:
Meereswiss. Ber. 98 (2015)
Wasmund, Norbert; Dutz, Jörg; Pollehne, Falk; Siegel, Herbert; Zettler, Michael L.:
Biological assessment of the Baltic Sea 2014

 

Deutsche Fassung des obigen Artikels

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