Biologische Zustandseinschätzung der Ostsee 2007
Die 1979 begonnene HELCOM-Datenreihe der Artenzusammensetzung und Biomasse bzw. Abundanz des Phyto- und Zooplanktons sowie des Makrozoobenthos wurde im Jahre 2007 in der Beltsee und der eigentlichen Ostsee fortgesetzt.
Das Phytoplankton-Wachstum begann in der Mecklenburger Bucht im März und führte zu einem extremen Maximum von Dictyocha speculum. Solche frühe Dictyocha-Blüte ist ungewöhnlich. Sie wäre normalerweise nach der Kieselalgenblüte im April zu erwarten, verdrängte im Jahre 2007 jedoch die Kieselalgen. Auch Dinoflagellaten konnten sich nur gering entwickeln. Eine moderate Frühjahrs-Kieselalgenblüte zeigte sich in der Bornholm- und Gotlandsee. Im Sommer wurde keine Kieselalgenblüte gefunden. Die Cyanobakterienblüte erschien wie üblich in der eigentlichen Ostsee im Juli/August (siehe auch Satellitenbilder). Die für die westliche Ostsee typische Ceratium-Herbstblüte entwickelte sich nicht, aber Kieselalgen wuchsen stark. Die Herbstblüte in der Bornholm- und Gotlandsee wurde ausschließlich von Kieselalgen gebildet.
Die Sedimentation des organischen Materials im Gotlandbecken für das Jahr 2006 zeigte, dass das Frühjahrsmaximum später als üblich auf trat und ausschließlich von Kieselalgen gebildet wurde. Der Hauptexport von Silikat fand im Frühjahr statt, während er im Sommer und Herbst ungewöhnlich gering war. Der Massefluss (Trockenmasse) war mit 28,5 g a-1 deutlich geringer als in den Vorjahren. Die Frühjahrsdaten des Chlorophyll a zeigten von 1979 bis 2007 einen abnehmenden Trend in der Mecklenburger Bucht und eine Zunahme in der eigentlichen Ostsee, während die Sommerdaten keinen Trend zeigten.
Das Anzahl der Mesozooplankton-Taxa betrug 39, wenn die letzten 9 Jahre zusammengefasst werden. Das Maximum wurde in 2007 im Juli gefunden. Das Vorkommen der marinen Art Oithona similis im Gotlandbecken unterhalb der Salzsprungschicht zeigt salzreiches Wasser in Verbindung mit ausreichend Sauerstoff an. Die Maximal-Abundanz zeigte seit den 1990ern eine abnehmende Tendenz, besonders bei Rotatorien. Die Maximal-Abundanz von Bosmina spp. war sehr gering wegen geringer Sommertemperaturen. Die Rippenqualle Mnemiopsis leidyi hatte in der Kieler und Mecklenburger Bucht mit bis zu 5 Ind/m3 und unterhalb der Salzsprungschicht in der eigentlichen Ostsee mit weniger als 1 Ind/m3 überwintert.
Die Artenzahl des Makrozoobenthos an den 7 traditionellen Untersuchungsstationen war mit 108 die zweithöchste seit 1991. Wenn zwei seit 2006 hinzugekommene Stationen einbezogen werden, erhöht sich die Artenzahl sogar auf 133. Dies zeigt eine schnelle Erholung nach dem Sauerstoffschwund von 2002 und 2005 an. Einige marine Arten, wie die Muschel Abra alba und der Schlangenstern Ophiura albida, die in früheren Jahren an den westlichen Stationen dominant waren, gingen wahrscheinlich wegen eines Absinkens des Salzgehalts zurück. Mit der Wellhornschnecke Buccinum undatum und dem Pelikanfuß Aporrhais pespelecani wurden zwei für die Ostsee seltene Arten gefunden. In der zentralen Arkonasee sanken Artenzahl, Abundanz und Biomasse ab. Das Bornholmbecken war wegen Sauerstoffmangels ohne Makrofauna.
Dr. Norbert Wasmund, Dr. Falk Pollehne, Dr. Lutz Postel, Dr. Herbert Siegel, Dr. Michael L. Zettler
Vollständiger Bericht in:
Meereswiss. Ber. 74 (2008)
Wasmund,
Norbert; Pollehne, Falk; Postel, Lutz; Siegel, Herbert; Zettler, Michael
L.:
Biologische
Zustandseinschätzung der Ostsee im Jahr 2007