Biologische Zustandseinschätzung der Ostsee 2015
Die 1979 begonnene HELCOM-Datenreihe der Artenzusammensetzung und Biomasse bzw. Abundanz des Phyto- und Zooplanktons sowie des Makrozoobenthos im Gebiet von der Kieler Bucht zur östlichen Gotlandsee wurde im Jahre 2015 fortgesetzt.
Die Phytoplankton-Frühjahrsblüte fand in der Beltsee in der Zeit vom 24.2. bis 18.3.2015 statt, zog sich aber noch länger hin, wie zusätzliche Proben aus der Mecklenburger Bucht zeigten. Im Arkonabecken wurde das Maximum im Zeitraum vom 7. bis 18.3.2015 und im Bornholmbecken Ende April angetroffen. In der Kieler Bucht und zentralen Mecklenburger Bucht erschien eine Sukzession von Diatomeen und Mesodinium rubrum zu Dinoflagellaten und Dictyochophyceen und schließlich zu Prymnesiophyceen, während die Frühjahrsblüte in der Arkonasee von Mesodinium rubrum und Skeletonema marinoi dominiert wurde. Im Sommer wurde keine Kieselalgenblüte beobachtet, aber Cyanobakterien entwickelten sich von der westlichen Ostsee bis zur nördlichen Gotlandsee über einen Zeitraum von 7 Wochen mit wechselnden Verteilungen und Intensitäten. Im Herbst fehlten die sonst typischen Ceratium-Blüten in der Beltsee und es dominierten diverse Kieselalgen. Einwandernde Phytoplanktonarten nach dem großen Einstromereignis vom Dezember 2014 waren vernachlässigbar.
Die Chlorophyll-a-Konzentrationen zeigen ihr Maximum (9,45 mg m-3) während der Frühjahrsblüte Mitte März in der Mecklenburger Bucht.
Die Sedimentation des organischen Materials im Arkonabecken zeigte im Frühjahr 2015 einen nur geringen Partikelfluss, aber eine längere Periode erhöhten Partikelflusses während des Sommers mit einer deutlichen Sukzession der Algenarten. Die Sedimentationsraten der sommerlichen Cyanobakterien waren hoch. Resuspensions-Ereignisse von zuvor abgesetztem Material konnten in Perioden intensiver Durchmischung im Januar und Dezember erkannt werden. Der jährliche Fluss der einzelnen Elemente in 2015, korrigiert für die Resuspension, betrug 426 mmol C (5,1 g C), 60 mmol N, 77 m mol Si und 2,1 mmol P m-2 a-1 bei einem Massefluss von 49 g Trockenmasse m-2 a-1.
Die saisonale Zooplankton-Entwicklung begann im Jahr 2015 deutlich früher als in vorangegangenen Jahren, insbesondere in der Mecklenburger Bucht und im Arkonabecken. Die Maximale Abundanz wurde bereits Ende März erreicht, verursacht durch Rotatorien, Copepoden und Appendikularien. Die Abundanz der Cladoceren war dagegen besonders gering; das typische Massenvorkommen der Gattung Bosmina wurde im Jahr 2015 nicht beobachtet. Die Anzahl der Zooplankton-Taxa hat zugenommen, bedingt durch die Einströme salzreicheren Wassers im Frühjahr und Herbst, die halophiles Zooplankton in das Untersuchungsgebiet eintrugen. Darunter waren Acartia clausi, Calanus spp., Oithona atlantica (Copepoda), Penilia avirostris (Cladocera) und Parasagitta setosa (Chaetognatha).
Die 119 im Makrozoobenthos gefundenen Arten zeigten im Jahr 2015 eine mäßige Diversität an. Die Sauerstoffkonzentration im bodennahen Wasser war immer höher als 2,5 ml/l und es wurden keine negativen Effekte auf das Makrozoobenthos entdeckt. In Abhängigkeit vom Seegebiet schwankten die Individuendichten zwischen 389 und 19003 Ind./m² und die Biomasse (aschefreie Trockenmasse) zwischen 2,0 und 82,6 g/m². Die hohe Artenzahl von 22 und der ebenfalls hohe Salzgehalt von 22,7 psu im zentralen Arkonabecken zeigten den starken Salzwassereinstrom des Vorjahres an. An den 8 Monitoringstationen konnten insgesamt 20 Arten der Roten Liste nachgewiesen werden. Der Anteil an Neozoen war im Jahr 2014 mit 3 Arten sehr gering.
Dr. Norbert Wasmund, Dr. Jörg Dutz, Dr. Falk Pollehne, Dr. Herbert Siegel, Dr. Michael L. Zettler
Vollständiger Bericht in:
Meereswiss. Ber. 102 (2016)
Wasmund, Norbert; Dutz, Jörg; Pollehne, Falk; Siegel, Herbert; Zettler, Michael L.:
Biological assessment of the Baltic Sea 2015