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Phytoplankton an der Küstenstation "Seebrücke Heiligendamm" im Jahre 2000

Das Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) führt wöchentliche Messungen an der Seebrücke Heiligendamm (54°08,55' N; 11°50,60' E) durch (Ergebnisse in Abb. 1).

Die schon in den Vorjahren beobachtete Dominanz der Cryptophyceen (Teleaulax spp., Hemiselmis sp.) in den Wintermonaten konnte auch am Anfang des Jahres 2000 bestätigt werden. Weiterhin waren die Flagellaten Dictyocha speculum und Heterocapsa rotundata sowie der phototrophe Ciliat Myrionecta rubra bedeutsam. Durch starke Winde im Februar kam es zu Sedimentaufwirbelungen, die die mikroskopische Zählung der Proben behinderten und damit ungenau machten. Erst am 29.2.2000 (= 9.Woche) waren die Auswerte-Bedingungen wieder optimal. Hier zeigten sich schon größere Mengen von Kieselalgen (Skeletonema costatum, Chaetoceros wighamii). Eine Kieselalgen-Blüte konnte sich aber noch nicht ausbilden, sondern zum 7.3.2000 (= 10. Woche) wurden Dinoflagellaten (Peridiniella catenata) dominant, bei insgesamt geringen Biomassen. Diese Art bildet sonst in der eigentlichen Ostsee im April die Frühjahrsblüte. Schließlich bildete sich die alljährlich im März zu erwartende Kieselalgenblüte zum 21.3.2000 aus. Sie bestand hauptsächlich aus Skeletonema costatum (1355 mg m-3) und einer 9x5 µm kleinen Chaetoceros-Art (257 mg m-3).

Die Probe vom 28.3. (= 13.Woche) war stark mit Sand verunreinigt. Die Zählung führte dadurch zu einer starken Unterschätzung der Biomasse und kann nur für qualitative Zwecke verwendet werden. Die Chlorophyll a - Werte zeigen an, dass die Kieselalgenblüte auch noch am 28.3. vorhanden gewesen sein muss, allerdings schon in der absteigenden Phase. Bis Mitte April ging die Blüte weiter zurück, und es entwickelten sich Dinoflagellaten (Heterocapsa rotundata) und der photoautotrophe Ciliat Myrionecta rubra. Am 9.5. (= 19.Woche) war neben unidentifizierten 2-5 µm kleinen Zellen die Kieselalge Thalassionema nitzschioides dominant, die aber bei der nächsten Probennahme bereits wieder verschwunden war. Am 23.5.2000 (= 21.Woche) dominierten kleine (< 5 µm) unbestimmte Algen neben den Flagellaten Teleaulax sp. und Heterocapsa rotundata. Zum 30.5.2000 gingen die Algen-Biomassen weiter zurück, während der photoautotrophe Ciliat Myrionecta rubra (= Rubrik "Übrige") zu einer Biomasse von 997 mg m-3 anwuchs. Dass dieser Ciliat tatsächlich Chlorophyll enthält zeigt sich an den gemessenen Chlorophyll a - Konzentrationen. Er verschwand schon wieder fast vollständig zum 6.6.2000 (= 23.Woche), während Eutreptiella sp. ein kurzzeitiges Biomasse-Maximum (234 mg m-3) bildete. Am 13. Juni dominierten kleine (13x10 µm) Dinoflagellaten sowie Haptophyceen und am 21. Juni die für den Sommer typische Kieselalge Dactyliosolen fragilissimus (129 mg m-3). Es zeigt sich also wieder, dass das Phytoplankton an der flachen Küstenstation von Woche zu Woche starken Veränderungen der Artenzusammensetzung unterworfen ist. Das ist wahrscheinlich zurückzuführen auf eine erhebliche hydrographische Instabilität in den Küstenbereichen der westlichen Ostsee. Während des typischen Sommer-Minimums der Phytoplankton-Biomasse Ende Juni dominierten der photoautotrophe Ciliat Myrionecta rubra und die Kieselalge Dactyliosolen fragilissimus. In der ersten Juli-Hälfte gingen diese Arten wieder zurück, während sich hauptsächlich die fädigen Cyanobakterien Aphanizomenon sp. und Planktolyngbya subtilis entwickelten (28.Woche). Am 25.7. und 1.8.2000 (30.-31.Woche) traten der Dinoflagellat Ceratium tripos und wiederum die Kieselalge Dactyliosolen fragilissimus stark hervor. Anschließend kamen unbestimmte Cryptophyceen, der Dinoflagellat Heterocapsa rotundata, die Euglenophycee Eutreptiella sp. sowie das Cyanobakterium Nodularia spumigena hinzu. Diese Arten sind im Sommer in der Mecklenburger Bucht typisch. Eine Cyanobakterienblüte war aber nicht nachzuweisen.

Die Probe vom 5.9.2000 (= 36.Woche) war wegen ihres hohen Sedimentanteils nicht auswertbar. Die am 19.9.2000 (= 38.Woche) beobachtete Blüte von Ceratium tripos (3072 mg m-3) war bereits zum 29.9.2000 stark zurückgegangen (Biomasse von Ceratium tripos: 432 mg m-3). Aber es kam zum 29.9. noch einmal die im Sommer typische Kieselalge Dactyliosolen fragilissimus mit einer Biomasse von 1033 mg m-3 kurzzeitig zur Entwicklung. Im Oktober nahm die Phytoplankton-Biomasse aber wieder stark ab. Am 1. November zeigte sich abermals ein Maximum, welches wieder von Ceratium tripos (2518 mg m-3), Ceratium fusus (840 mg m-3) und Dactyliosolen fragilissimus (165 mg m-3) gebildet wurde. In der Chlorophyll a - Konzentration trat ein Maximum am 14.11.2000 auf, das sich nicht in dem Maße in der mikroskopisch bestimmten Phytoplankton-Biomasse zeigte. Es wurde von Coscinodiscus-Arten (378 mg m-3, meistens C. granii) gebildet. Nach einem Biomasse-Minimum am 5.12.2000 kam es zum Jahresende wiederum zu einem Anstieg der Phytoplankton-Biomasse, hauptsächlich durch Wachstum von Kieselalgen (Pseudonitzschia cf. pungens, Chaetoceros curvisetum) und Dinoflagellaten (Ceratium tripos).

 

IOW, 29.1.2000
Dr. Norbert Wasmund

 

Raue See
Abb. 1: Zusammensetzung der Phytoplankton-Biomasse (Säulendarstellung) und Chlorophyll a-Konzentration (Liniendarstellung)an der SeebrückeHeiligendamm im Jahre 2000(Schöpfproben von der Wasseroberfläche).
Abb. 1: Zusammensetzung der Phytoplankton-Biomasse (Säulendarstellung) und Chlorophyll a-Konzentration (Liniendarstellung)an der SeebrückeHeiligendamm im Jahre 2000(Schöpfproben von der Wasseroberfläche).
IOW-Fotogalerie einzelliger Ostseealgen

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