Die IOW-Transferstrategie
Parallel zu seinem Forschungsprogramm hat das IOW eine Strategie für seine Transferprodukte, -wege und -ziele entwickelt.
Generell wird am IOW Wissenstransfer betrieben, der auf die Bedürfnisse von drei verschiedenen Zielgruppen ausgerichtet ist: (1) Behörden und Ämter, in deren Verantwortung die Umsetzung der europäischen oder deutschen Meerespolitik liegt; (2) die breite Öffentlichkeit, insbesondere auch Schulen und (3) Unternehmen, die an der Entwicklung und Produktion von marinen Forschungstechnologien beteiligt sind (Technologietransfer in sensu stricto).
(1) Behörden und Ämter
Unsere wichtigste Zielgruppe ist die erste, d.h. die an der Umsetzung von Umweltpolitik beteiligten Behörden und Ämter. So arbeitet das IOW beispielsweise langfristig mit dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) zusammen. Für beide führt das IOW Monitoring-Programme mit dem Ziel durch, den Zustand der deutschen Ostseegewässer allgemein und speziell den der benthischen Lebensräume – wie Sandbänke und Riffe – zu bewerten. Zu den Ergebnissen gehören die jährliche Zustandseinschätzung der Ostsee, Karten der anoxischen Gebiete und der benthischen Lebensräume sowie weitere umfassende Ostsee-Datensätze. Diese Informationen sind über die IOW-Datenbanken oder den Baltic Sea Atlas, einer Web-GIS-Anwendung zu einer Vielzahl von Umweltvariablen, frei zugänglich. Durch die Zustandsbewertungen der Ostsee sowie die Entwicklung neuer Indikatoren unterstützen IOW-Experten direkt in Fachgruppen des HELCOM-Netzwerks und der damit verbundenen Arbeitsgruppen auf nationaler und staatlicher Ebene die für die Umsetzung des Baltic Sea Action Plan (BSAP) und anderer europäischer Vorschriften erforderlichen Prozesse.
(2) Allgemeine Öffentlichkeit
Um die Öffentlichkeit wissenschaftlich fundiert über Themen von allgemeinem Interesse zu informieren, wie die Überdüngung der Ostsee, ihre sich ausdehnenden "Toten Zonen", die Versauerung der Ozeane, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ostsee und Umweltfragen wie die Ausmaße und Folgen einer Belastung der Ostsee mit Mikroplastik, bietet das Institut regelmäßig Vorträge und Diskussionsrunden in Form der "Warnemünder Abende", einer Reihe von wöchentlichen Vorträgen im Sommer, und den alle zwei Jahre stattfindenden "Ostseetag" an. Dieser umfasst Vorträge, Diskussionsrunden mit Politikern und Schulwettbewerbe zu Umweltfragen der Ostsee. In den Schulprogrammen MariSchool und PlasticSchool werden spezielle Unterrichtsmodule angeboten, die sich darauf konzentrieren, Schüler an Experimenten zu beteiligen oder praktische Übungen zu den oben genannten Themen durchzuführen. Eine Ausstellung in der Forschungsvilla Ostsee präsentiert unsere Arbeit und ihre Ergebnisse, z.B. in Form eines Multitouch-Tisches, der die Entwicklung der anoxischen Bereiche in der Ostsee erklärt. Regelmäßiger Kontakt zu den Medien (Print, TV, Radio) in Form von Pressemitteilungen, Experteninterviews und Support von Reportagen über IOW-Forschung, sowie routinemäßige Social-Media-Aktivitäten (Facebook, Twitter) und eine umfangreiche Website mit vielen öffentlich zugänglichen Ressourcen wie Faktenblätter oder Sauerstoffkarten runden das Informationsangebot für die breite Öffentlichkeit ab.
(3) Unternehmen
Der Technologietransfer am IOW zielt darauf ab, (a) die in der Meeresforschung eingesetzten Technologien zu verbessern und (b) Unternehmen bei der Entwicklung neuer Produkte zu unterstützen, die den wissenschaftlichen Bedürfnissen besser gerecht werden. Im Fall (a) passen IOW-Techniker und Ingenieure meist handelsübliche Geräte an die besonderen Bedingungen der Ostsee oder an eine bestimmte wissenschaftliche Fragestellung an. Jüngste Beispiele sind eine Forschungswinde mit Seegangshub-Kompensation und die Self-cleaning Monitoring Box (SMB) für kontinuierliche Analysen von Oberflächenwasser an Bord von Forschungsschiffen. Im zweiten Fall (b) kooperieren IOW-Wissenschaftler mit Unternehmen z.B. um neue Forschungswerkzeuge oder umweltfreundliche Anwendungen zu entwickeln. Beispiele sind die BONUS-Projekte PINBAL, SEAMOUNT, ECOMAP, MICROPOLL und das vom BMBF geförderte Projekt MicroCatch_Balt. Zuletzt startete das Institut ein EXIST-Gründerstipendium mit einer Gruppe junger Ingenieure, die die Gründung eines Start-up-Unternehmens anstreben. Es ist geplant, spezielle druckneutrale UW-Plattformen für Forschungs- und Überwachungszwecke zu bauen und zu verkaufen. Mit einem Jahresstipendium unterstützt das Bundeswirtschaftsministerium das Team und unterstützt es in der Phase der Unternehmensgründung.