Weblog 1
Guam, Marianenbogen, mitten im Pazifik.
Es ist der 29. Februar 2008.
Noch gezeichnet von einem 32-stündigen Flug über Tokyo
und nach nur wenig Schlaf in einem Hotel am Strand von Guam holt
uns der Schiffsagent ab.
Einige haben den Morgen noch genutzt, wenigstens
einmal bei 26 Grad Wassertemperatur schwimmen zu gehen. Für
die meisten wird dies die einzige Erinnerung an Guam bleiben, denn
in den 36 Stunden, die das Forschungsschiff Sonne, unsere Heimat
in den nächsten 4 Wochen, noch fest im Hafen liegt, gibt es
viel zu tun: Entladen, Labore aufbauen, das teilweise über
Jahre entwickelte Forschungsgerät seefest machen. Einige wenige
finden dennoch die Zeit für die Erkundung der Insel und berichten
von Palmen, tropischen Blüten, weißen Sandbuchten und
Cocktails. Eine Besonderheit bei diesem Hafenaufenthalt: Anh Mai,
gebürtiger Vietnamese und fester Bestandteil des ROV-Teams,
darf die Insel erkunden, während einige seiner Kollegen wegen
eines fehlenden Visums für die USA an Bord verharren müssen.
Das kennt er sonst nur umgekehrt, denn schon oft war er es, der
ohne den in vielen Ländern türöffnenden Deutschen
Reisepass das Nachsehen hatte.
Denjenigen, die zum ersten Mal auf FS Sonne unterwegs sind, steht zunächst das Problem der Orientierung bevor. Denn in den Gängen eines Schiffes verirrt sich zunächst jeder. Oft ist es der einfachere Weg, die Außentreppen zu nutzen, die eine Zuordnung von "Vorne und Hinten", Bug und Achterdeck, deutlich einfacher macht. Orientierung ist aber wichtig. Die Kenntnis des kürzesten Weges zur Notfallstation, zum nächsten Feuerlöscher oder zu den Rettungsbooten, kann im Ernstfall lebensrettend sein.
Bereits an Bord installiert ist der Tauchroboter Quest des Bremer MARUM, unser Hauptarbeitsgerät während der bevorstehenden Expedition. Hierzu befanden sich seitens der Wissenschaft bereits auf dem vorhergehenden 12-tägigen Transit des Schiffes von Fidschi nach Guam 4 Mitglieder des Bremer ROV-Teams sowie Jens Schneider von Deimling vom IOW an Bord. Die Entscheidung der Wartung auf See erwies sich als richtig. Deutlich anzumerken war dem High-Tech-System der fast 3-monatige Aufenthalt in den Spezialcontainern bei subtropischen Bedingungen. Reparaturen und Austausch vielfältiger Art waren erforderlich, vom Schwerlasthaken bis zur Computerplatine. Der Raum auf dem ehemals leeren Arbeitsdeck von FS SONNE ist nun weitestgehend ausgereizt. Die langwierige Planung hat sich aber gelohnt. Alle wichtigen Geräte werden ohne größeres Umsetzen zu Wasser gelassen werden können.
Noch weitere 5 Tage wird es dauern, bis wir das Arbeitsgebiet am Okinawatrog zwischen Taiwan und Japan erreichen, nun mit voll ausgebuchten Kammern für die wissenschaftliche Besatzung, die 27 Köpfe umfasst. Neben den deutschen Mitgliedern vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, dem Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen, dem Leibniz-Institut für Meereswissenschaften in Kiel, dem Institut für Umweltphysik Bremen sowie dem Bremer MARUM befinden sich auch drei Wissenschaftler von JAMSTEC, AIST und der Universität Tokyo an Bord, drei der führenden Institute der Japanischen Meeresforschung.
Fünf Tage zum Anpassen von Sensoren an den Tauchroboter, Inbetriebnahme der analytischen Geräte, Ansetzen von Eichlösungen und Reagenzien, Planungen der einzelnen Aktivitäten und Handlungsabläufe. Auch wenn jetzt die Arbeitstage schon lang sind, ist dies eine Zeit, in der es zumindest für die meisten noch einen festen Tagesablauf gibt. Danach wird es das Zusammenspiel aus wissenschaftlichem Programm, Wetterentwicklung, technischen Möglichkeiten und dem zunehmendem Kenntnisstand des Arbeitsgebiets sein, die den unregelmäßigen Alltag an Bord bestimmen wird.