
Bürgerwissenschaften am IOW
Citizen Science
Unter Citizen Science (auch Bürgerwissenschaften genannt) versteht man die aktive Einbindung von Bürger:innen beim wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn. Bürgerwissenschaftliches Engagement führt aber auch zu wichtigen Beiträgen für die Praxis, Politik und Bildung und hat somit eine große Bedeutung für die Zivilgesellschaft. Das IOW nutzt diesen partizipativen Forschungsansatz gezielt in verschiedenen Projekten, beispielsweise um die Einwanderung von Neozoen systematisch zu erfassen oder bei der Betreuung von Dauermessstationen.
Ausbreitung des Australischen Kalkröhrenwurms entlang der deutschen Ostseeküste

Im Herbst 2020 berichtete ein Rostocker Bootsserviceunternehmen und Bootseigner erstmals von einem neuartigen Bewuchs an Unterwasserschiffen und Antrieben von einer nicht bekannten Art. Die Untersuchung einer Probe zeigte, dass es sich um den Australischen Kalkröhrenwurm (Ficopomatus enigmaticus) handelte, der ursprünglich nur im Südpazifik beheimatet war und sich bereits seit 100 Jahre weltweit ausbreitet. Begünstigt wurde diese Ausbreitung durch rasante Entwicklung des globalen Warentransportes durch Schiffe. Aus diesen zufälligen Beobachtungen entwickelte sich ein aus Hausmitteln finanziertes Citizen Science-Projekt zur systematischen Erfassung des Ausbreitungsgeschehens unter aktiver Einbeziehung von Bootservicebetrieben, Häfen, Wassersportvereinen und des Rostocker Schülerforschungszentrums MikroMint entlang der deutschen Ostseeküste.
Mitmachen: Neben diesen systematischen Erfassungen sind wir über jede Meldung von Bootseigner:innen dankbar.
Ansprechperson: Dr. Sven Hille, E-Mail: roeh renwurm@io-warnemuende.de
Wissenschaftliche Publikation:
Hille S, Kunz F, Markfort G, Ritzenhofen L, Zettler ML (2021) First record of mass occurrence of the tubeworm Ficopomatus enigmaticus (Fauvel, 1923) (Serpulidae: Polychaeta) in coastal waters of the Baltic Sea. BioInvasions Records 10(4): 859–868, https://doi.org/10.3391/bir. 2021.10.4.10
Warnowsonde

Im Rahmen des BMBF-Projektes „Ocean Technology Campus Rostock“ wurde in dem Citizen Science-Projekt „Warnowsonde“ eine Sensor-Messtation unter aktiver Einbeziehung von Freiwilligendienstleitenden entwickelt, die auch für Umweltbildungszwecke einsetzbar ist. Die Sonde wird in der Warnow eingesetzt und getestet, einem Fließgewässer, das in die Ostsee mündet. Die Sonde misst den Druck (als Maß für die Tiefe in der die Messungen stattfinden), die Leifähigkeit (als Maß für den Salzgehalt) sowie die Wassertemperatur. Neben den erhobenen Messdaten wird dadurch jungen Menschen der Zugang zu moderner Messtechnik ermöglicht und mit ihnen gemeinsam die Sonde technisch weiterzuentwickeln. Dadurch versteht sich das Projekt auch als ein Beitrag zur Gewinnung von jungen Menschen für MINT-Fächer. Das Forschungsinteresse des Instituts liegt bei der Erfassung von Messdaten zu klimawandelbedingten Veränderungen in Gebieten, die bisher lokal unzureichend beprobt wurden. Nach dem erfolgreichen Testbetrieb in der 1. Projektphase ist in der 2. Förderphase ein Ausbau des Messnetzes und Weiterentwicklung geplant. In Kooperation mit dem Schifffahrtsmuseum Rostock und der Bootswerft Schritt werden zeitnah zwei neue Standorte in der Unterwarnow eingerichtet. Weitere Anwender zum Beispiel aus den Bereichen Hafenbetreiber, maritime Wirtschaft, Forschungseinrichtungen und Wassersportvereine sind herzlich Willkommen. Hier gelangen Sie zu den Live-Messdaten der Warnowsonde.
Projekleitung: Dr. Sven Hille, E-Mail: warn owsonde@io-warnemuende.de
