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Heimspiel für FS Maria S. Merian:
Forschungsschiff startet zur Mission „Deep Baltic“
in Richtung Ostsee-Eis

27.02.2021 – Bornholm-Becken: Ganz nah am Ende der letzten Eiszeit

Wir sind auf dem Weg ins Bornholm-Becken, das nächste tiefe Becken östlich der Darsser Schwelle. Befährt man die Ostsee von West nach Ost, schliesslich nach Nordost, so schließen sich hinter der Darsser Schwelle immer tiefere Becken an. Nach dem Arkona Becken mit rund 50 m TIefe ist das Bornholm Becken, östlich der Insel Bornholm, mit rund 80 m schon deutlich tiefer.

Für heute sind viele MUC-Einsätze geplant. MUC steht für Multicorer – also ein Gerät, bei dem man bei einem Einsatz gleich mehrere kurze Kerne (engl.: core) ziehen kann. Es wird immer dann eingesetzt, wenn die obersten – jüngsten Ablagerungen untersucht werden sollen.

Svenja Papenmeier und Anina Hinz, die im wissenschaftlichen Team für die Sedimentakustik zuständig sind, haben die Nacht über sedimentakustische Profile aufgenommen, um eine Stelle zu finden, an der die Ablagerungen über dem Baltischen Eisstausee besonders dünn sind.

Die Sedimente des Baltischen Eisstausees sind die ersten Ablagerungen nach dem Zerfall des Eisschildes der letzten Eiszeit und wurden vor rund 10.000 Jahren abgelagert. Sie werden uns auf unserer Fahrt noch weiter begleiten. Charakteristisch ist ihr hoher Ton- und geringer Organik-Anteil. Sie sind beige-rosa gefärbt und zeigen meist die für einen Eisstausee typischen Warven – eine jahreszeitliche Schichtung.

Der Sedimentstapel, der auf diesen Tonen liegt, repräsentiert die nacheiszeitliche Geschichte der Ostsee. Man weiss heute sehr gut, wie diese Abfolge idealerweise aussieht. Dazu demnächst mal mehr. Die große Frage ist, warum lagern hier nur so wenige Sedimente über den Eisstausee-Sedimenten? Offensichtlich wurde der Großteil erodiert, aber wann? Und wohin wurde das Material transportiert? Die Vermutung: winterliche Tiefenwasserbildung führte zu Strömungen, die die Überdeckung der Eisstausee-Sedimente regelmäßig abräumte. Aber es gibt heutzutage keine so tiefreichende winterliche Umwälzung im Bornholmbecken. Wann war das also anders und warum?

Die Station, auf der wir den MUC zum Einsatz bringen, ist ideal. Das Material, das wir aus der Tiefe holen, ist weich und sehr dunkel – typisch für die Ablagerungen der letzten Jahrhunderte. 

Der Inhalt der Röhren wird Zentimeter für Zentimeter in große Petrischalen überführt und für die spätere Untersuchung in Kiel gesichert. Henriette Kolling koordiniert die Probenahme. Sie interessiert sich besonders für Biomarker in den Sedimenten – also Zeugen in Form von Mikrofossilien oder besonderen Molekülen, die als Hinweis auf ganz bestimmte Umweltbedingungen gelten. So lassen sich Rückschlüsse auf das jeweilige Klimaregime ziehen. In Kombination mit einer Altersdatierung ist dann die Zuordnung zu einer der bekannten nacheiszeitlichen Klimaperioden – wie die “Mittelalterliche Wärmeperiode” oder die “Kleine Eiszeit”. Diese information hätten an Bord gerne alle sofort! Aber analysiert wird erst zuhause. Hauptsache, die Proben sind gewonnen und gesichert!

Text und Fotos von Barbara Hentzsch (IOW) | Fotos zum Vergrößern anklicken

Expedition: MSM99
Mission: Deep Baltic
Start: 25.02.2021 - Emden
Ziel: 23.03.2021 - Emden

 

Maria S. Merian: Aktuelle Position
 

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