Heimspiel für FS Maria S. Merian:
Forschungsschiff startet zur Mission „Deep Baltic“
in Richtung Ostsee-Eis
13.03.2021 – Meereis-Eindrücke einer wissenschaftlichen Hilfskraft
Die tatkräftige Unterstützung in Form zahlreicher eisbegeisterter wissenschaftlicher Hilfskräfte während der Arbeiten auf den Meereisschollen befeuerte die allseits gute Laune und trug zu einer gehobenen Stimmung bei. Wir alle teilen die Faszination für das Eis und sind höchst motiviert und engagiert bei der Sache. Vom Peildeck aus betrachtet wirkt die Eislandschaft einzigartig unberührt und unendlich weit und beim Betreten der Eisfläche kommt das Gefühl von einer Landung auf dem Mond auf. Irgendwie surreal. Der eisige Wind lässt so manchen Bart gefrieren und treibt einem die Tränen in die Augen.
Bei der ersten Eisstation übernehme ich das Kurbeln der Mikrostruktursonde hinab auf 70 m Tiefe und anschließend wieder hinauf- im 10 Minuten Takt. Fieren mit 30 cm pro Sekunde! lautet die Devise. So gut es eben geht mit leichter Unwucht an der Kurbel, nicht zu schnell und nicht zu langsam, dabei stets gleichmäßig unterwegs sein. Gehievt wird dann beliebig schnell. Netter Nebeneffekt: Die klirrende Kälte kann einem so nichts anhaben. Arbeit ist eben im wahrsten Sinne des Wortes die wärmste Jacke!
Wenn die Zehen dann doch einfrieren, hilft eine Runde Eishockey mit einem Stück nicht verwertbarem Eisbohrkern als Puck.
Beim Assistieren der Eisbohrkernentnahme für eine Analyse auf Mikroplastik ist dann besondere Vorsicht geboten. Zunächst wird eine Stelle ausgewählt, die etwas abseits der beliebten Quadratmeter liegt - wir wollen ja schließlich möglichst nicht das durch uns eingetragene Mikroplastik erfassen. Dann wird der Kern wie sonst auch aus dem Eis ausgefräst und wir zücken eine gewöhnliche Astsäge, um die Oberfläche separat einzutüten: Der Rest des Eiskerns wird mit einer gewöhnlichen Axt in handliche Stücke zerteilt und eingesammelt.
Einige Tage später haben wir dann wieder erfolgreich eine geeignete Eisscholle ergattert. Mit Schneeschiebern und Schippen bewaffnet machen wir uns daran, ein 10 x10 m großes Feld vom ca. 20 cm festgefrorenen Schnee zu befreien- kein einfaches Unterfangen. Nach 5 Minuten sind wir klatschnass geschwitzt. Die Mühe lohnt sich, denn an diesem Tag entstehen die besten Brine Holes, die wir je hatten! Dabei handelt es sich um die Gewinnung von salzhaltigem Porenwasser aus dem Meereis. Nach der Erschließung der Fläche mit 17 Bohrlöchern beginnt die Verköstigung: Wir erschmecken den Salzgehalt des sich bildenden Brine. Je salziger desto besser! Die Favoriten werden beprobt.
Text: Jasmin Ebert (CAU)
Fotos: Barbara Hentzsch, Toralf Heene (beide IOW) | Fotos zum Vergrößern anklicken
Expedition: | MSM99 |
Mission: | Deep Baltic |
Start: | 25.02.2021 - Emden |
Ziel: | 23.03.2021 - Emden |