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Frage:

Warum finden wir keine Seesterne mehr am Strand vor Warnemünde?

Antwort:

Unmöglich ist das nicht, obwohl die Seesterne bei uns in der Mecklenburger Bucht hauptsächlich in tieferen, strandfernen Gebieten leben. Die Ostsee mit ihren wechselnden, im Vergleich mit der Nordsee generell niedrigeren Salzgehalten bereitet den meisten marinen Lebewesen große Probleme und je weiter man sich von den Zugängen zur Nordsee entfernt, desto schwieriger werden die Lebensbedingungen. Die Mecklenburger Bucht weist dabei einen Salzgehalt auf, der für viele Organismen gerade noch erträglich ist.

Der gemeine Seestern zum Beispiel (Asterias rubens) gehört zu den wenigen Vertretern der Stachelhäuter, die noch bis hierhin vordringen können. Allerdings sucht er auch in der Mecklenburger Bucht nur die Lebensräume auf, die salzreicheres Wasser aufweisen: Findet man die Art in der Kieler Bucht noch im Flachwasser, so ist er weiter östlich auf die tieferen Areale angewiesen, da sich dort das dichtere (schwerere), salzreichere Wasser befindet. Die Menge an salzreichem Nordseewasser, das aus dem Kattegat über die Belte in die Ostsee einströmt, bestimmt somit, wie weit der Seestern sich in der Mecklenburger Bucht ausbreiten und in flachere Regionen aufsteigen kann.

Es gibt Jahre und Jahrzehnte, da zählt diese Art zu den eher seltenen Bewohnern des Ostseebodens. Seit etwa 3-5 Jahren können wir jedoch eine erhebliche Zunahme in der Anzahl und Verbreitung von Asterias rubens in der Mecklenburger Bucht beobachten. Untersuchungen im Jahr 1999 zeigen eine Besiedlung der Wassertiefen von 7 bis 28 m in Dichten von 2 bis 10 Individuen je m². Wenige Seemeilen vom Strand in Warnemünde entfernt, ab etwa 10 m Wassertiefe kommt er regelmäßig vor. Bei stärkeren Stürmen ist es durchaus möglich, daß der Seestern an den Strand geworfen wird. Auch durch künstliche Strandverbreiterung (Aufspülung) kann es vorkommen, daß Arten des tieferen Wassers (so auch der Seestern) auf den Strand gelangen.

Karte: Schematische Verbreitung vom Seestern (Asterias rubens) nach Untersuchungen im Jahr 1999
Karte: Schematische Verbreitung vom Seestern (Asterias rubens) nach Untersuchungen im Jahr 1999

Photo: Asterias rubens aus der Lübecker Bucht, Aufnahme in 16 m Tiefe, April 1999
Photo: Asterias rubens aus der Lübecker Bucht, Aufnahme in 16 m Tiefe, April 1999

Die Frage wurde beantwortet von Dr. Michael L. Zettler, IOW, Sektion Biologische Meereskunde.

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