Winterexpedition mit dem Forschungsschiff MARIA S. MERIAN auf Nord- und Ostsee
Woche 2 - Marko Lipka: Das besondere Miteinander ...
Wieder auf See, mittlerweile das zehnte Mal während meiner Zeit am IOW und womöglich meine letzte Seereise. Die Vorbereitung einer Ausfahrt strapaziert Zeit und Nerven. Zollpapiere, Chemikalien- und Packlisten schreiben, Besprechungen, Bestellungen, Kisten schleppen – unter Termindruck und stets die Angst im Nacken, etwas ganz Wichtiges vergessen zu haben.
Ist das Schiff dann aufgerüstet, die Labore eingerichtet und die Crew genervt vom „kläglichen“ Versuch der Wissenschaft, den Einzug planvoll und strukturiert zu gestalten, beginnt das Schöpfen und Stechen und Baggern der Proben aus dem Meer, das Wühlen im Schlamm, dessen Gestank sich in Händen und Nase festsetzt, das Filtrieren, Abfüllen, Umfüllen und Messen von Wasserproben, alles am besten ohne Zeitverzug: Wir wollen frisches Material! Tagelang, wochenlang sind die einzigen Fixpunkte die Essenszeiten.
Warum mir beim Anblick eines Forschungsschiffs trotzdem das Herz höher schlägt, die Erinnerung an die vergangenen Reisen ein Lächeln hervor zaubert und der Gedanke, diese Reise könnte die letzte sein, mich etwas wehmütig macht?
Es ist dieses besondere Miteinander an Bord, das die Forschungsreisen so einmalig macht. Die Menschen sind sich nicht nur räumlich näher, sie durchleben gemeinsam eine außergewöhnliche Zeit, in der Stress und Langeweile, Euphorie und Frust, Ausgelassenheit und Müdigkeit ständige Begleiter sind. Man hilft einander mit einer Selbstverständlichkeit, die an Land nur selten zu finden ist. Man spricht miteinander, fachlich und privat, mal ernst, mal albern, oft derb, aber nie oberflächlich. Auf See sind mir Kollegen zu Herzensfreunden geworden, diese Menschen und das Meer werden mir mein Leben lang in bester Erinnerung bleiben.
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