Mit FS Maria S. Merian in den Südatlantik - Tagebuch
21.02.2008
Einsatz des Kranzwasserschöpfers im Morgendunst gegen die aufgehende Sonne vor der Mauretanischen Küste
Hier prüft Reinhard Kay die Aufwicklung des Kabels auf der neuen Pump-CTD-Winde.
24.02.2008
4°Nord: Es ist bereits dunkel, als mit der Vermessung des äquatorialen Stromsystems begonnen wird. Der Matrose Christian Roob und die Physiker Martin Schmidt und Volker Mohrholz setzen dazu als erstes den so genannten Scanfish aus. Er wird später vom fahrenden Schiff geschleppt werden und dabei zwischen der Oberfläche und 100m Wassertiefe auf und ab tauchen. Währenddessen misst er nicht nur verschiedene Parameter, sondern saugt auch Wasser an, welches direkt in die Labore geleitet wird. Es ist sehr heiss: Wasser und Luft über 30° und das bei extremer Luftfeuchte - auch nachts!
4° Nord: Martin Schmidt und Volker Mohrholz lassen einen mit Strömungsmessern bestückten Katamaran zu Wasser. Jenseits des Störungsbereiches des Schiffes wird er Aufnahmen der Oberflächenströmung in hoher Auflösung liefern. Er soll gleichzeitig mit dem Scanfish arbeiten, so dass eine hohe Informationsdichte erreicht wird.
25.02.2008
Wenn die Sonne nicht gerade vom Himmel brennt, kann es auch mal einen erfrischenden Gewittersturm geben und der Regen klatscht in dicken Tropfen auf das Arbeitsdeck. Jetzt zeigt sich: Der große Arbeitshangar der Merian schützt nicht nur bei Eisfahrten vor Erfrierungen, sondern hat auch in den Tropen seinen Sinn.
26.02.2008
Der Biologe Henning Johannsen entdeckt gerade im Mikroskop, dass es auch in dem Gebiet nördlich vom Äquator Fädige Cyanobakterien der Gattung richodesmium gibt, die für ihre Fähigkeit bekannt sind, Stickstoff zu fixieren. Es gibt allerdings morphologische Unterschiede zu den bisher bekannten Formen, so daß ein Beleg für die tatsächliche Aktivität erst beim Auswerten der Labordaten und Experimente an Land vorliegen wird.
Der Chemiker Robert Schmidt misst in seiner Apparatur den Partialdruck des Klimagases CO2 und kann so errechnen, ob der Ozean in den untersuchten Regionen dieses Gas abgibt oder aufnimmt.
29.02.2008
Hier ein paar Fotos abseits der Forschung,
die auch südlich des Äquators ihren Weg geht.
Das ist ein frisch in der Nacht geangelter Kalmar, der noch ein paar Runden in dem Kühlwasserbecken auf dem Achterdeck schwimmen darf.
Eine hübsche Farbspiegelung im CO2-Equilibrator. Die Fotos sind von Dietmar Rüß.
Am Sonntag, dem 2.03.08, ist der Äquatorialschnitt beendet
und wir machen uns auf den Weg zum Angoladom bei 9° S.
05.03.2008
Mittlerweile ist die Merian im Mündungsgebiet des Kunene, dem Grenzfluss zwischen Angola und Namibia, angekommen. Meeresbiologe Michael Zettler und Techniker Uwe Hehl untersuchen in dieser Region das Makrozoobenthos am Meeresboden. Hier bereiten sie gerade große Plastik-Bottiche mit Siebeinsatz vor, um sie "auf Station" zum Einsatz zu bringen. Dann werden sie mit einem Backengreifer Sediment vom Boden hochholen und in den Bottichen durchsieben. Die Meeresbodenbewohner bleiben in den Sieben hängen, so dass Michael Zettler die Arten bestimmen kann.
Erste Besucher von Land kommen an Bord. Jetzt sind auch immer Robben, Möven, Kormorane und viel anderes Getier rund ums Schiff. Die Küste ist in Sichtweite und recht unbewohnt.
Die Spätschicht (Ulrich Struck, Meeresgeologe aus Berlin, und Bernhard Pruchnow, Matrose der Merian) übernimmt den Backengreifer. Davor der Multicorer, mit dem kurze Kerne aus dem Meeresboden herausgestochen werden können.
06.03.2008
Gedränge am Multicorer: Molekularbiologe Matthias Labrenz interessiert sich für die Beläge von schwefeloxisierenden Bakterien auf einem Sedimentkern, der auf dem namibianischen Schelf vor dem Kunene gewonnen wurde. Neben ihm die Biologen Michael Zettler, Uwe Hehl und ein Besatzungsmitglied der M.S.Merian. Ein so hoher Gehalt an organischem Material war hier nicht erwartet worden und und spricht für ein regelmäßiges Vordringen von nährsalzreichem Auftriebswasser auch auf diese weit nördliche Position.
Die weißen Beläge auf dem Sedimentkern bestehen aus schwefeloxidierenden Bakterien. Auf Sedimenten, die reich an organischem Material sind, treten sie häufig auf, wenn noch genug Sauerstoff im Bodenwasser ist.