Warnemünde, Wathose und Wissenschaft
Erzähle ich, dass ich ein Freiwilliges Jahr im Bereich Wissenschaft, Technik und Nachhaltigkeit mache, ernte ich meistens nur verständnislose Blicke. Die Leute studieren nach dem Abi, gehen ins Ausland zum Work&Travel … Aber von einem FJN hat noch niemand gehört. Mir ging es anfangs ähnlich und reingerutscht bin ich hier durch Zufall oder Glück... Auf jeden Fall stecke ich jetzt mitten drin – Im FJN und im Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde.
Ich arbeite hier in der Abteilung Wissenschaftsmanagement, der Brücke zwischen Wissenschaft und Bevölkerung. Die wichtigste Aufgabe ist es, die erarbeiteten wissenschaftlichen Forschungsergebnisse, für jeden verständlich, an die Öffentlichkeit zu bringen. Die erste Woche wird mir wohl dauerhaft in Erinnerung bleiben – Ich wurde regelrecht ins kalte Ostseewasser geworfen. Es ging nämlich gleich los, auf Geschäftsreise in ein internationales Jugendcamp auf der Insel Årø. Gelegen an der Ostsee-Seite von Dänemark, war das der perfekte Ort um in das Thema „Ostsee“ einzusteigen. Neben der Durchführung von Workshops für die vielen Jugendlichen, hatten wir natürlich auch viel Freizeit um die schöne Insel zu erkunden. Selbst ein Tauchgang mit Schnorkel war Teil des Programms, in dem ich die Unterwasserwelt der Ostsee hautnah kennengelernt habe. Mit dem Eindruck, die Ostsee deutlich besser zu kennen, sind wir wieder zum Institut zurückgekehrt und der Alltag konnte beginnen.
Meine Hauptaufgabe ist es, meinen Vorgesetzten Sven Hille bei der Betreuung von Schulklassen in unserem Schülerlabor Marischool zu unterstützen. Ich bereite die Experimente vor, übernehme Teile der Führungen z.B. in der Ausstellung, beantworte Fragen und räume schließlich wieder auf. Ob Becherglas-Experimente mit Tinte, Schlauchexperimente mit Indikator oder die Extraktion von Mikroplastik mit Hilfe von Teefiltern, jeder von uns angebotene Themenblock zeigt den Schülern auf effektive Weise den Einfluss der Menschen auf die Ostsee. Da im Winter weniger Schulklassen zu uns kommen, gibt es in dieser Zeit deutlich weniger zu tun. Vor allem administrative Aufgaben, wie die Überarbeitung der verschiedenen Websites und der Arbeitsblätter, fallen jetzt an. Im Frühling und Sommer dagegen sind wir schon so gut wie ausgebucht im Schülerlabor. Dazu kommen noch einzelne Schülerprojekte und Schülerpraktika, die es zu begleiten gilt. Was ganzjährig anfällt, ist die Betreuung unserer Ausstellung in der Forschungsvilla, jeden Mittwochnachmittag. Meine Aufgabe besteht dann darin, die Fragen der Besucher zu beantworten und unklare Sachverhalte aufzuklären. Im Winter, wenn kaum Besucher kommen, kann es auch mal vorkommen, dass wir früher schließen. Kein Wunder also, dass die Arbeitszeiten im Institut sehr flexibel sind, je nach dem was gerade anfällt. So wird man in ruhigen Zeiten sehr früh heimgeschickt, während man an vollen Tagen auch mal bis später abends arbeitet. Mein Tag beginnt meistens zwischen 8 Uhr und 8 Uhr 30 und zur Mittagspause treffen wir Freiwilligen uns immer Punkt 12 Uhr. Dabei lernt man auch immer wieder neue Leute kennen, mit denen man zusammen isst und von denen man erfahren kann wie der reale Alltag für Wissenschaftler verläuft. Übrigens nicht nur Leute aus Deutschland! Die Internationalität des Instituts ist auch etwas, was die Arbeit hier so spannend macht. Übrigens haben wir Freiwilligen auch die Möglichkeit in andere Bereiche und Sektionen reinzuschnuppern, was uns hilft die Vielfalt der Wissenschaft zu erkunden. Die Strandsäuberungsaktionen, Kescheraktionen mit Wathose und Probennahmen, die wir manchmal mit Schülern durchführen bieten sogar Abwechslung an der frischen Luft.
Ein Höhepunkt, auf den ich mich im nächsten halben Jahr freuen darf, ist es an Bord der Elizabeth-Mann-Borgese, dem Forschungsschiff des IOW, mitzufahren. Das ist eine Chance, die sich sonst nicht jedem bietet und so sind wir Freiwilligen dem Institut schon sehr dankbar dafür. Insgesamt bietet das IOW eine wunderbare Atmosphäre für den Freiwilligendienst. Man wird in alle Aufgaben mit eingebunden und hat unter keinen Umständen das Gefühl ausgeschlossen zu werden, sondern im Gegenteil man wächst richtig in das Arbeitsteam hinein.
Habt ihr Lust auf ein Jahr voller neuer Erfahrungen in der Wissenschaft? Macht euch die Arbeit mit Jugendlichen Spaß? Dann steht eurem Jahr hier nichts im Wege!