Die Chemie stimmt - Von coast zu Küste
Wie bei vielen, wusste ich nach meiner Schulzeit nicht genau was ich machen wollte - studieren? Wenn ja, dann was? Nur eines war mir klar: Ich wollte etwas Naturwissenschaftliches machen. Um alle Türen offen zu lassen, habe ich mich über Studiengänge in der Chemie und Biochemie informiert, während ich nach anderen Möglichkeiten suchte. Bei einer Internet-Recherche habe ich zufällig das FJN gefunden, und mich gleich beworben. Die Stellenbeschreibung schien mich genau anzusprechen: es handelt sich um Laborarbeit, um Chemie, und ums Meer. Mit den Erfahrungen, die ich in diesem Jahr sammele, kann ich besser einschätzen, ob mir tägliche Laborarbeit gefällt und wie eine Arbeit nach einem Chemiestudiengang aussieht.
Seit dem 1. September arbeite ich in der Sektion Chemie, Arbeitsgruppe „Biogeochemie Umweltrelevanter Gase“. Umweltrelevante Gase sind z. B. CO2, Methan, und Lachgas; die Entstehungsgründe und der Einfluss von diesen Gasen auf die Umwelt und der Ostsee werden hier ermittelt. Als Freiwillige arbeite ich regelmäßig im Labor, zum einem im Methan-Lachgas Labor und zum anderem im CO2 Labor. Im Methan-Lachgas Labor messe ich an der „Purge and Trap“ Anlage, wo die Gaskonzentration in Ostseewasser bestimmt wird. Da die Ostsee ein Brackwassermeer ist, das aus unterschiedlichen Schichten gebildet wird, sind Veränderungen entlang des Wasserprofiles wissenschaftlich bedeutend. Im CO2 Labor werden Parameter erhoben, die das CO2-Sytem bestimmen. Dort messe ich an unterschiedlichen Apparaturen die Gesamtmenge an CO2, pH, und Alkalinität. Meine Betreuer fanden es wichtig, dass ich nicht nur weiß wie man Proben misst, sondern auch warum so gemessen wird. Mehrere wissenschaftliche Veröffentlichungen/Arbeiten musste ich durchkämen, um z.B. über Spektrophotometrie und Indikatoren zu lernen. Wenn alle Messungen reibungslos funktionieren, ist ein Messdurchgang nicht lang genug um einen 8-Stunden-Arbeitstag komplett zu füllen. Daher kommen noch mehrere Tätigkeiten hinzu: u. A. Laboraufräumen und organisieren, bei kleineren administrativen Aufgaben helfen, Daten auswerten, Internet Seiten bearbeiten, und englische Texte verbessern oder vom Deutschen ins Englische übersetzen (Ich bin an der Ostküste der USA und damit zwei-sprachig aufgewachsen).
Außerdem, hat man als Mitarbeiter des Forschungsinstituts die Gelegenheit bei einer Ausfahrt teilzunehmen. Ich durfte im November 2017 bei einer 10-tägigen Monitoring Reise mitfahren, um Proben für Methan-Lachgas Messungen abzufüllen und vergiften, und einen Prototyp für pH Messungen auszutesten. Ich musste regelmäßig, mehrmals am Tag pH mit einer Labor-geprüften Apparatur messen, und Proben für spätere Vergleichsmessungen abfüllen und vergiften, zwischenzeitlich lief der pH-Prototyp. Diese Daten konnten nach der Ausfahrt verglichen werden. Während dieser Seefahrt haben wir alles von stürmischen bis ruhigen Wetter erlebt, aber als Tochter eines leidenschaftlichen Seglers haben mir die stärkeren Wellengänge nichts ausgemacht. In meinen Messpausen konnte ich lesen, mit den anderen Wissenschaftlern quatschen und Filme gucken, mehr von deren Arbeit erfahren, und Ratschläge zum Studium bekommen. Die Ausfahrt war ein tolles Erlebnis, wo ich auch die anderen Bereiche und Beitragende der Meeresforschung kennenlernen konnte, und bunte Sonnenauf- und untergänge fotografieren konnte.
Als Freiwillige am Institut hat man auch ganz andere Aufgaben, die mit Wissenschaft gar nichts zu tun haben, z.B. die jährliche Weihnachtsfeier organisieren. Es hat Spaß gemacht mit den anderen Freiwilligen und Azubis des IOWs zu planen, Suppen kochen, Plätzchen backen, Saal dekorieren, und ein festliches Gefühl ins IOW zu bringen!
Die Mitarbeiter sind freundlich und offen, ich fühlte mich schon ab den ersten Tag wohl aufgenommen. Der Blick vom Labor auf die Ostsee und Warnemünder Strand ist schon eine Reise wert. Im Großen und Ganzen gefällt es mir am IOW, da ich ein Gefühl fürs Arbeitsleben bekomme (vor allem das Arbeiten in der Forschung) und fürs selbstständige Leben. Ich kann ein FJN empfehlen, wenn man sich unsicher über ein Studium/Studiengang ist, oder noch ein strukturiertes, gefülltes, und aufregendes Jahr erleben will.
|
|