Zwischen weitem Meerblick und kleinen Organismen – Mein freiwilliges Jahr am IOW
Während meiner Schulzeit war ich ziemlich hin und her gerissen, was ich nach dem Abitur machen möchte – etwa gleich studieren, ein Jahr im Ausland verbringen oder doch ein freiwilliges Jahr absolvieren?
Mit der Zeit wurde mir klar, dass ich mich noch nicht auf ein Studienfach festlegen möchte, da ich im Allgemeinen ein großes Interesse in die Naturwissenschaften habe. Der Wunsch, ein ganzes Jahr in den Forschungsalltag eines Instituts zu schnuppern ist immer größer geworden. Dass die Wahl endgültig auf das Ostseeforschungsinstitut in Warnemünde fiel, hatte mehrere Gründe. Unter anderem das Zusammentreffen unterschiedlicher Sektionen, wie zum Beispiel der Chemie, der Physik und der Biologie, eine Weiterempfehlung eines vorherigen Freiwilligen und insgeheim spielte auch der Arbeitsplatz und die Aussicht auf das Meer eine Rolle.
Seit einem halben Jahr bin ich nun Teil der Arbeitsgruppe Phytoplanktonökologie, in der ich von Anfang an mit offenen Armen von allen empfangen wurde. In unser Arbeitsgruppe untersuchen wir hauptsächlich die Biodiversitätsveränderungen und die Anpassungsstrategien des kleinen pflanzlichen Planktons, welches in der Wassersäule schwimmt.
Seit Beginn meines freiwilligen ökologischen Jahres darf ich nun wöchentlich Wasserproben aus Heiligendamm nehmen und diese im Labor filtrieren, um später den Chlorophyllgehalt der Ostsee bestimmen zu können und die aktuellen Wasserproben unterm Mikroskop angucken.
Des Weiteren untersuchen wir Cyanobakterien (ugs. Blaualgen) und Skeletonema aus unterschiedlichen Jahrzehnten, indem wir diese aus Sedimentproben wiederbeleben. Das ist ziemlich spannend, wenn man bedenkt, dass einige Organsimen mehrere tausend Jahre alt sein können. Besonders in diesem Zusammenhang ist die Laborarbeit sehr vielseitig, da wir die Organismen in eine Reinkultur bringen wollen. Die Kultur dient als Voraussetzung für weitere Experimente. Deswegen muss man diese mehrmals isolieren, umsetzen und mit neuen Nährstoffen versorgen. Mit der Zeit entwickelt man dort schon eine Art Empathie für die Organismen und freut sich, wenn es ihnen gut geht.
Doch nicht nur vom Steg aus Heiligendamm untersuchen wir die Biodiversität des Phytoplanktons in der Ostsee, sondern unter anderem auch im Finnischen Meerbusen, im Gotlandbecken und im Bornholmbecken. Diese Wasserproben werden mit dem Forschungsschiff „Elisabeth Mann Borgese“ genommen. Während des freiwilligen Jahres haben alle Freiwilligen die Möglichkeit am IOW so eine Forschungsfahrt mitzuerleben. Meine Monitoringfahrt wird Anfang Mai sattfinden und meine Vorfreude steigt.
Ein zusätzlicher Vorteil des Ostseeforschunginstitutes gegenüber anderen Einsatzstellen des freiwilligen Jahres, ist die Anzahl der Freiwilligen am Institut. Dadurch, dass es sechs besetzte Stellen gibt, kann man sehr gut in den Austausch mit den anderen Jugendlichen gehen und hat somit auch sehr schnell Anschluss im neuen Umfeld gefunden.
Zusammenfassend kann ich auf jeden Fall sagen, dass es eine sehr gute Entscheidung war, meinen freiwilligen Dienst am IOW zu absolvieren, da ich dadurch einen diversen Einblick in den Forschungsalltag bekomme, an Laborerfahrung gewinne und sich auch meine Idee eines Studienfachwunsches konkretisiert hat.